Market Timing ist eine Anlagestrategie, bei der Anleger Aktien oder ETF auf der Grundlage erwarteter Kursschwankungen kaufen und verkaufen. Es ist das Pendant zum klassischen Buy and Hold und gibt uns die Möglichkeit überdimensionierte Korrekturen (> 20%) am Wertpapiermarkt zu vermeiden.

 

Verluste sind ein normaler Bestandteil eines gut funktionierenden Marktes. Risiko an den Finanzmärkten zu vermeiden ist unmöglich. Unsere Aktienrendite entsteht durch die vorhandene Volatilität und Unsicherheit an den Wertpapiermärkten.

 

Zwei große Marktkorrekturen von über 50% in den letzten zwei Jahrzehnten zeigen uns wie dramatisch sich ein Portfolio verhalten kann. Wollen wir uns dieser Volatilität und Unsicherheit aussetzen oder gibt es Möglichkeiten diesen Schmerz zu vermeiden?

 

Als Anleger gibt es anscheinend nur die zwei Möglichkeiten sich intensiven Marktkorrekturen auszusetzen oder auf ein Engagement im Wertpapiermarkt zu verzichten. Es gibt sehr wohl noch die dritte Möglichkeit, mit Market Timing die grossen Marktkorrekturen zu vermeiden. Wir können nicht jede kleine Korrektur vermeiden. Sollten wir versuchen Kauf- oder Verkaufsentscheidungen auf der Grundlage kurzfristiger Schwankungen zu treffen wird das Ergebnis wenig vorteilhaft sein.

 

Welche Arten von Market Timing gibt es?

 

Es gibt Timing auf der Makro und Mikroebene mit Aktien oder Indexfonds (ETF). Auf der Mikroebene im Tageshandel, mit einzelnen Aktien, ist es beinahe unmöglich einen Vorteil zu generieren weil Märkte hocheffizient sind.  Im Gegensatz dazu ist es auf der Makroebene mit Verteilung auf breite Anlageklassen, über einen längeren Zeitraum mit ETF auf einen Index sehr wohl langfristig möglich eine Outperformance zu erzielen.

 

Market Timing mit mechanischen Systemen

 

Vorhersagen und Meinungen sind keine zuverlässigen Indikatoren für eine zukünftige Marktentwicklung. Wesentlich effektiver sind mechanische Systeme die sich auf Trends beziehen. Vorhersagen sind Meinungen und entwickelte Trends sind Fakten. Wenn wir mit mechanischen Trendfolge Systemen Market Timing praktizieren werden wir wahrscheinlich nicht die Rendite wesentlich erhöhen, jedoch reduzieren wir garantiert unser Risiko.

 

Die Funktionsweise von einem mechanischen System ist sehr einfach. Wenn sich der Markt nach oben oder unten bewegt wird ein Kauf- oder Verkaufssignal generiert sobald die vom System vordefinierten Kriterien erfüllt werden. Die Risikoreduktion wie oben erwähnt gelingt uns mit dem regelmäßigen Umstieg in festverzinsliche Wertpapiere.

 

Der Markt geht ca. 70% der Zeit nach oben und 30% nach unten. Das heißt wenn wir Market Timing praktizieren dann sind wir aufgrund der Verkaufssignale ca. 30% in Anleihen und somit nicht dem Risiko des Marktes ausgesetzt. Wenn wir im Vergleich dazu Kaufen und Halten sind wir jeden Tag dem Risiko und der Volatilität des Marktes ausgesetzt. Das ist gefährlich weil der durchschnittliche Privatanleger bis max. Minus 20% im Markt bleibt. Sollte es in Richtung 30 – 50% gehen steigen 90% aus und kehren der Börse den Rücken. Somit sind wir auch in einem steigenden Markt nicht investiert.

 

Das primäre Ziel von Market Timing ist Verluste zu begrenzen. Mit keinem Anlageansatz ist es möglich das gesamte Verlustrisiko zu beseitigen. Market Timing bringt meist höhere Renditen wenn der Markt fällt und niedrigere Renditen in aufsteigenden Märkten im Vergleich zu einem Kaufen und Halten Ansatz.

 

Mechanisches Timing beruht nicht auf Meinungen oder Vorhersagen sondern stützt sich auf dokumentierte Trends und Fakten. Das bedeutet dass Kauf oder Verkaufssignale nicht aus der Angst oder Überzeugung eines Menschen erfolgen sondern nach einem tatsächlichen Preis Anstieg oder Preis Rückgang.

 

Warum empfehlen wir Market Timing?

 

Sehen wir uns an wie sich der Leitindex S&P 500 von 2000 bis 2008 verhalten hat. Alle anderen namhaften weltweiten Börsenentwicklungen bieten in diesem Zeitraum ein ähnliches Bild.

Aufgrund der Internetblase im Jahr 2000 bekommt ein Anleger erst in 8 Jahren wieder sein investiertes Geld zurück.

 

Entwicklung S&P 500: Monatliche Daten von 2000 – 2008:

 

 

Die Immobilienkrise im Jahr 2008 führt dazu dass ein Investor der sich zu dieser Zeit in den Wertpapiermarkt engagiert erst Ende 2013 wieder sein investiertes Kapital zurückbekommt.

 

Entwicklung S&P 500: Monatliche Daten von 2008 – 2014:

 

 

Nochmals zusammenfassend die Entwicklung von 2000 bis 2014. Vierzehn Jahre zu warten bei einem ungünstigen Einstiegszeitpunkt ist unserer Meinung unzumutbar. Wer wird bei einer jahrelangen negativen Berichterstattung vierzehn Jahre investiert bleiben und mit viel Hoffnung in die Zukunft blicken?

 

Entwicklung S&P 500: Monatliche Daten von 2000 – 2014:

 

Wie können wir uns vor großen Marktkorrekturen schützen und dennoch nicht bei jeder 5% Korrektur verkaufen?

 

Börsenkorrekturen in unterschiedlicher Ausprägung werden uns beim Investieren begleiten. Was im Jahr 2000 und 2008 passiert ist wird uns immer wieder in anderer Form begegnen und wir können es als Standard beim Investieren betrachten.

 

Eine Möglichkeit besteht darin den Markt soviel Bewegungsspielraum zu bieten dass wir nicht auf jede kleine Korrektur reagieren. Langfristige Studien haben ergeben dass Korrekturen bis Minus zwanzig Prozent für uns verkraftbar sind und zusätzlich unsere Handelsaktivität auf ein Minimum reduzieren. Dadurch bleiben auch die Kosten auf einem sehr niedrigen Niveau. Grössere Marktkorrekturen von Minus fünfzig Prozent wie im Jahr 2008 über einen längeren Zeitraum können wir uns mit diesem Ansatz ersparen.

 

Es ist nicht einfach vorherzusagen, wann die Musik aufhören wird zu spielen. Eines der ersten Dinge, die wir als Investor erkennen müssen, ist, dass wir bereit sein müssen, gelegentlich Geld zu verlieren – manchmal viel Geld – im Durchschnitt 15% um eine respektable Rendite für unser Kapital zu erzielen. Wenn wir den Markt nicht diesen Raum zum Atmen bieten dann führt ein Market Timing Ansatz zu unterdurchschnittlichen Renditen. Sobald wir akzeptieren dass Schwankungen von bis zu 15% am Markt normal sind benötigen wir nur noch eine Absicherung vor grossen Marktkorrekturen.

 

Mit unserem Ansatz der Dynamischen Asset Allocation wechseln wir dynamisch von Aktien in Anleihen und umgekehrt, genauso wie der Markt es uns vorgibt. Wir werden nicht den höchsten oder tiefsten Punkt zum Umstieg erreichen, jedoch werden uns große Verluste über 20% erspart bleiben.

Fazit

 

Mit einer dynamischen Asset Allocation besteht die Möglichkeit grosse Bärenmärkte zu verhindern und somit den Index zu übertreffen. Das Wichtigste bei der Umsetzung einer solchen Strategie ist es, vernünftige Erwartungen im Voraus zu setzen. Wir wissen, dass es Perioden geben wird, in denen diese Strategie nicht „funktioniert“. Wir müssen die gelegentliche Versicherungsprämie in Form von Ausstieg und kurz danach wieder Einstieg in den Markt als Teil der Strategie akzeptieren. Keine uns bekannte taktische Strategie – und wir haben uns viele angesehen – ist in der Lage, das Timing für jeden Trade perfekt festzulegen.

 

Der Grund, warum wir ein regelbasiertes System verwenden, ist, dass niemand vorhersagen kann, wann diese riesigen Abwärtsbewegungen stattfinden werden. Wir wollen uns nicht auf Intuition oder Bauchgefühl verlassen.

 

Preis und Trend werden uns mitteilen, wann dies eintritt, und wir werden die Regeln genau befolgen, bis dies eintritt. Wenn wir diese Strategie umsetzen, sind wir sicherer, während eines ausschweifenden Bullenmarkts zu bleiben, da wir wissen, dass wir einen funktionierenden Plan haben, wenn dieser endet.

Wir hoffen dieser Beitrag hat dich inspiriert und verbleiben mit Lieben Grüssen

Dein Easy – Invest Team

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